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Beitrag vom 18.08.2010
Salt - der neue Agentinnenthriller mit Angelina Jolie
Elina Ioschpa
In ihrem neuesten Film beweist Angelina Jolie, dass sie eindeutig die schönsten Explosionen verursachen kann und rasante Verfolgungsjagden stets für sich entscheidet. Eine fesselnde Geschichte ...
... hinter all den Rauchwolken und herumwirbelnden Autos sollte man jedoch nicht erwarten.
Beim CIA ist Evelyn Salt eine der Besten, deshalb ist es klar, dass sie es ist, die Orlov, den Überläufer vom russischen Geheimdienst, verhört. Den Feierabend vor Augen will Salt das Gespräch schnell hinter sich bringen und fordert von ihrem Gegenüber die Kurzversion seiner Geschichte. Orlov fasst sich knapp: Er erzählt Salt, dass während des Kalten Krieges in Russland Kinder entführt wurden, um in einem entlegenen Kloster in Sibirien zu DoppelagentInnen ausgebildet zu werden. Sie lernten perfektes Englisch und alles über die amerikanische Ideologie. Nach ihrer Ausbildung werden die kleinen AgentInnenen in die USA gebracht, wo sie als SchläferInnen auf die Anweisungen des russischen Geheimdienstes warten, um gezielte Anschläge gegen den amerikanischen Staat zu verüben.
Das Verhör nimmt eine dramatische Wendung, als Orlov Salt beschuldigt, eine der russischen SchläferInnen zu sein. Schnell wendet sich das Blatt und Salt wird von einer Jägerin zur Gejagten. Es tauchen immer mehr Beweise auf, die gegen sie sprechen. Um ihre Unschuld zu beweisen, muss sie fliehen. Ihre Kollegen von der CIA, Ted Winter und William Peabody, gespielt von Liev Schreiber und Chiwetel Ejiofor, sind Salt ständig auf der Spur. Bei ihren Ermittlungen steht die Frage im Vordergrund, ob Salt tatsächlich diejenige ist, für die sie sich ausgibt?
Spektakuläre Verfolgungsszenen bestimmen das rasante Tempo des Films. Um ihre Verfolger abzuhängen lässt sich Salt jede Menge einfallen: sie verwandelt einen herkömmlichen Feuerlöscher in eine hochexplosive Bombe, klettert in schwindelerregender Höhe Häuserfassaden entlang, springt von einer Brücke auf einen vorbei fahrenden Lastwagen, landet dann ohne einen Kratzer auf der Straße, stößt einen Motorradfahrer von seiner Maschine und rast ihren Kollegen von der CIA einfach davon. Salt ist ständig in Bewegung und immer auf der Flucht.
Jolie beweist in den aufwendig inszenierten Kampfszenen, dass eine Frau, im von Männern dominierten Action-Genre absolut überzeugen kann. Dennoch weist die Story des Films logische Ungereimtheiten auf. Zu oft wechselt Salt die Seiten und löst damit Verwirrung aus. Es scheint, als wüsste noch nicht mal der Regisseur selbst, ob Salt eine russische oder eine amerikanische Agentin ist.
Ohnehin scheint die Wiederbelebung der Russen als Feind angesichts der aktuellen politischen Entwicklung als wenig glaubwürdig. Der vor kurzem durchgeführte Agenten-Austausch war wohl der schnellste aller Zeiten. Klar ist, dass Amerika und Russland die jüngste Spionageaffäre schnell über die Bühne bringen wollten, um die neuerdings guten Beziehungen nicht zu gefährden. Angesichts dessen wirkt es fast schon lächerlich, dass der Film auf das alte Narrativ des Kalten Krieges zurückgreift.
Die nötige Spannung fehlt dem Film, aber nicht nur wegen des unglaubwürdigen Feindbildes, vor allem die flach gezeichneten Charaktere gehen bei all der rasanten Action unter. Es ist, als hätte der Drehbuchautor Kurt Wimmer vergessen, den ProtagonistInnen Leben einzuhauchen. Zwar versucht er Salt eine emotionale Seite zu verleihen, indem er ihr einen Ehemann zur Seite stellt, doch dieser Versuch, Salt menschlicher wirken zu lassen, scheitert. Auch wenn Salts Mann von keinem geringeren als August Diehl gespielt wird, nimmt man Jolie und Diehl das verliebte Paar nicht ab.
Immer wieder fokussiert der Film Salt als toughe Kämpferin. Wie ein emotionsloser Kampf-Roboter boxt sie sich durch die verschiedenen Sets, während ihre CIA-Kollegen , nur die Funktion haben, Salt entwischen zu lassen. Das eigentlich spannende, nämlich die geheimnisvolle Identität Salts wird im Film jedoch nicht näher beleuchtet, den ZuschauerInnen wird stattdessen das ewige Katz und Maus-Spiel vorgeführt. Wer trotz dünner Story auf den neuen Jolie-Film nicht verzichten will, sollte von "Salt" mehr als unterhaltsame Action nicht erwarten.
AVIVA-Fazit: Angelina Jolie macht in "Salt" als knallharte Einzel-Kämpferin zwar eine gute Figur, aber auch das täuscht nicht über die schlechte Story des Films hinweg. Das Verhältnis zwischen Handlung und Action ist derart unausgewogen, dass die Erzählstränge vor lauter Explosionen und roher Waffengewalt ins Leere verlaufen. Wer auf einen spannenden Agentinnen-Thriller hofft, sollte sich in diesem Fall den Gang zum Kino sparen und es sich zu Hause auf der Couch mit den "Bourne"-Filmen gemütlich machen.
Salt
USA 2010
Buch und Regie: Kurt Wimmer, Phillip Noyce
DarstellerInnen: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, Andre Braughter u.a.
Verleih: Sony Pictures
Lauflänge: 100 Minuten
Kinostart: 19. August 2010
Weitere Informationen finden Sie unter: www.salt-derfilm.de
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